Zur Einweihung der Jagstbrücke wurde im Juli 1959 gefeiert. Foto: privat
In der Pandemie sind viele Feste ausgefallen, nicht alle können nachgeholt werden. Das soll aber nicht für das 1250-Jahr-Jubiläum von Untergriesheim gelten. Ein Organisationsteam um Ortsvorsteher
Michael Mandel und Katrin Neumann vom Stadtmarketing hat sich unter dem Titel "1250 plus eins" ein umfangreiches Programm ausgedacht, das vor allem eines sein soll: lustig. Denn zum Lachen könnten in
diesen Tagen alle etwas gebrauchen, sagt Katrin Neumann bei einem Pressetermin. Eigentlich hätte es mit den Veranstaltungen bereits im Januar losgehen sollen. Wegen Corona wurde der Auftakt aber noch
einmal verschoben.
Am 29. April sollen die Feierlichkeiten richtig losgehen in der Perle im Jagsttal, wie der Bad Friedrichshaller Stadtteil auch genannt wird. Getreu des Spitznamens sollen sich Veranstaltungen wie
an einer Perlenkette durch das Jahr ziehen, erläutert Katrin Neumann. Fast alle Programmpunkte sind im Freien geplant, um relativ sicher zu sein, dass trotz Corona alles stattfinden kann. Nur der
Auftakt findet in geschlossenen Räumen statt - in der Kirche und in der Turnhalle.
Es gibt Comedy unter freiem Himmel
"Untergriesheim lacht", heißt die Comedy-Reihe, die im Mai startet und bis Juli eine Kinovorführung und Auftritte von Fräulein Wommy Wonder, den Subbr Schwoba und Fifteen Shades of Fleischles
bietet. Weitere Feste und eine Nacht mit dem Musikverein stehen ebenfalls im Kalender. Noch ist nicht alles fix, der ein oder andere Termin kommt noch dazu. "Jeden Monat soll etwas sein", sagt Katrin
Neumann. Noch zu klären ist auch, wo die Freiluft-Veranstaltungen stattfinden. Zur Auswahl stehen das Areal an der Kirche und an der Schule. Klar ist jedoch, dass der Eintritt zu den Veranstaltungen
kostenfrei sein wird.
Die Kirche St. Johann Baptist ist das Wahrzeichen von Untergriesheim. Foto: Katharina Müller Foto: Müller, Katharina
Nach 1251 Jahren lohnt sich vor allem ein Blick in die Geschichte. Deshalb bietet Stadtarchivar Simon M. Haag im Sommer regelmäßig Führungen an. "Wir versuchen, alte historische Orte
wieder aufleben zu lassen", sagt er. Da würden auch alteingesessene Untergriesheimer noch Neues erfahren. Dass die Cäcilien-Kirche zum Beispiel einmal am heutigen Friedhof stand oder wo die alte
Herrschaftskelter war, das sei vielen Einwohnern sicher unbekannt, vermutet er. Auch eine Ortschronik werde noch gedruckt, die Interessierte kaufen können.
16. April 771 wurde als Ersterwähnung festgelegt
Die älteste eindeutige Erwähnung von Untergriesheim als "Dorf Creizheim im Jagstgau" geht auf die Schenkung von zwei Morgen Land an das Lorscher Kloster zurück und ist am 16. April 771 datiert.
Bereits 776 war zwar von einem Dorf "Groezisheim im Neckargau" die Rede, erläutert Stadtarchivar Simon M. Haag. Hier sei aber nicht hundertprozentig sicher, ob Untergriesheim damit gemeint ist.
Deshalb wurde Ende der 1960er-Jahre der 16. April 771 als Ersterwähnung festgelegt.
Schon 1752 besaß der Ort ein eigenes Schulhaus und 1789 ein Rathaus. 1870 bekam Untergriesheim mit dem Bau der Eisenbahn einen Bahnhof. Bei der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in
Württemberg gelangte Untergriesheim 1938 zum Landkreis Heilbronn. Am
1. Januar 1975 wurde das Dorf nach Bad Friedrichshall eingemeindet.
Heute ist Untergriesheim mit rund 1340 Einwohnern der zweitkleinste
von sechs Stadtteilen.
Für die Chronik zum Jubiläum
wurden zahlreiche historische Aufnahmen gesichtet. Darunter war
eine Postkarte aus dem Jahr 1940. Fotos: privat Foto: privat
Ein zentrales Gebäude und bis heute Wahrzeichen des Ortes ist die
Kirche St. Johann Baptist. Bevor sie jedoch 1849 unterhalb des
Oberdorfes fertiggestellt wurde, war die Cäcilien-Kirche am heutigen
Friedhof Dreh- und Angelpunkt für die Untergriesheimer. Sie war
Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und 1845 abgerissen worden, sagt
Simon M. Haag. "Die Kirche hatte eine große Stellung und war das
Zentrum des Ortes", weiß der Stadtarchivar.
Vereine gestalten das Dorfleben
Auch heute gestalte die Kirchengemeinde den Stadtteil mit, betont
Michael Mandel. Der Caritas-Verein habe eine lange Tradition. Vor
allem aber auch die weltlichen Vereine sorgen heute dafür, dass es
eine lebendige Dorfgemeinschaft gebe. Zu den größten gehören der
Sport- und der Musikverein. Untergriesheim zeichnet sich zudem durch
einen sehr aktiven Ortschaftsrat aus, berichtet Bürgermeister Timo
Frey. So seien die Interessen im Gemeinderat immer präsent. Auch das
Engagement für das Jubiläumsprogramm ist groß, berichtet Katrin
Neumann. Die Runde arbeite gut zusammen. "Das macht richtig Spaß."