José Majer bringt die Dämmerschoppenbesucher zum Staunen am 14. April 2015
 

Wenn auch zwei Stunden nach einem Vortrag die Gespräche und Rückfragen zum Thema nicht abreißen wollen, muss wohl viel Bedeutendes, Interessantes oder Überraschendes der Inhalt dieser Ausführungen gewesen sein. Genau dies traf auf Majers Vortrag über sein „Lebenswerk in Argentinien“ zu.

 

Der Referent brachte eine wichtige Voraussetzung mit, als er vor fünfzig Jahren seinen Einsatz im Auftrag des Rottenburger Bischofs begann: Er trat nie als Amtsperson auf, sondern als gläubiger Christ und einfühlsamer Mitmensch. Er ging zu den Menschen in ihre armseligen Behausungen, hatte keine Berührungsängste. Von Anfang an versuchte er, ihre Not, Armut und Verelendung zu lindern. Durch Gründung von Genossenschaften erreichte er z.B., dass die Leute ihre handgefertigten Produkte, vor allem Webarbeiten, für einen angemessenen Preis verkaufen konnten. Schon damals und noch heute ist bei uns „sein“ Honig begehrt, erzeugt u.a. in seiner eigenen Imkerei.

Es war ein weiter, teils sehr schwieriger Weg für José vom Weltpriester zum Begründer einer angesehenen, florierenden Ausbildungsstätte, deren Leitung er inzwischen seinem adoptierten Sohn übergeben konnte. Vor etwa 40 Jahren erwarb José ein großes, ödes, unfruchtbares Gelände mit salzigem Boden in der Stadt Fernandez in Nordargentinien. Heute stehen dort von ihm eigenhändig geplante und errichtete Wohngebäude, Kindertagesstätte, Schule, verschiedene Werkstätten für die Berufsausbildung, alles umgeben von hohen Bäumen und weiten Gärten. Zur Süßwasserversorgung bohrte er einen Tiefbrunnen und errichtete einen Wasserturm. Für die Energiegewinnung dienen inzwischen selbstgefertigte Solarmodule. Mehrere hundert Stück davon verkaufte er im Tauschhandel an die Landbevölkerung, die erst dadurch eine Stromversorgung erhielt. Tierfelle, die von den Leuten als Abfall weggeworfen wurden, gerbte er in seiner eigenen Gerberei. So verwirklichte er tüftlerisch und erfinderisch die unterschiedlichsten Ideen. Eines seiner heutigen Hobbies ist der Gartenbau und das Züchten junger Bäume, denn nur durch Aufforstung kann man der Wüstenbildung in diesen Landstrichen entgegen wirken. ---

Diese Aufzählung streift nur ganz grob, was der Referent den aufmerksamen und erstaunten Zuhörern vortrug und mittels Bildern veranschaulichte. ((Mehr Infos und zahlreiche Fotos im Internet: www.Fundación Centro de Capacitación Fernández)

Majer zog das Resumee: Nur weil ich mich ganz auf die Situation der Menschen eingestellt hatte und einer von ihnen wurde, konnte ich dies alles erreichen und nur deshalb schätzen, ja lieben mich dort die Menschen.

Eine schlimme Begebenheit mit glücklichem Ende wollte José den Untergriesheimern nicht vorenthalten: Im Rahmen politischer Wirren war er, weil er Deutscher ist, wochenlang im Gefängnis. Seine überraschende Freilassung verdankte er nur der Intervention unseres Untergriesheimer Paters Paul Dennninger (gest. 2014 in Buenos Aires) und dessen engen Kontakten zum deutschen Botschafter.

G. Müller, Vors.