Bericht der Ortschaftsrats Sitzung vom 14.07.2016  
 
Die vierte Sitzung des Ortschaftsrats fand wegen des zu erwarteten Interesses an der Tagesordnung in der Aula der Grundschule Höchstberg-Untergriesheim statt. Ortsvorsteher Michael Mandel konnte neben allen Ortschaftsräten auch Herrn BM Timo Frey und Herrn Feldmeyer vom Tiefbauservice noch ca. 50 Zuhörer begrüßen.
Nach der Begrüßung gab der Vorsitzende die „Spielregeln für die Sitzung“ bekannt. Während normalerweise bei Sitzungen, außer bei Top Bürgerfragen keine Fragen aus dem Publikum zugelassen werden, wurde diesmal nach den TOP 3 und 4 jeweils die Sitzung unterbrochen, um die Fragen der Zuhörer zu beantworten.
 
Top1: Bürgerfragen:
Von den anwesenden Zuhörern wurden keine Fragen an den Ortschaftrat gestellt.
 
Top 2: Berichte aus dem Gemeinderat:
Stadtmitte: Die Entwicklung der Stadtmitte soll durch ein neues Projekt weiter voran getrieben werden. Hierfür wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Es sollen Gastronomie und Einzelhandelsgeschäfte für zunehmenden Publikumsverkehr sorgen. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Architektur gelegt. Der Baubeginn wird für das nächste Jahr angestrebt.
Stadtarchiv: Stadtarchivar Herr Haag gab dem Gemeinderat einen Überblick über die in der Vergangenheit angefallenen Arbeiten. Zu diesen zählen unter vielen anderen Aktivitäten vorrangig die Katalogisierung der Kleindenkmäler. Hierbei wurden von zahlreichen Helfern über 450 Kleindenkmäler im gesamten Stadtgebiet erfasst. Herr Haag machte den Gemeinderat aber auch auf die dringend notwendige Restaurierung zahlreicher sehr alter Bücher aufmerksam. Der Brandschutz müsse ebenfalls verbessert werden.
Otto Klenert Realschule: Der Gemeinderat vergab die letzten Ausschreibungen. Wegen der Überflutungen während des Unwetters am 30.05. kann der Umzug nicht wie geplant nach den Sommerferien, sondern erst nach den Herbstferien stattfinden. Die Kosten für den Umbau bewegen sich noch indem dafür vorgesehenen Rahmen.
Schäden durch das Unwetter vom 30.05.16:
Der Schadensumfang im Stadtgebiet wurde auf ca. 2 Mio. € geschätzt (vorläufige Schätzung)für Hochwasser und Unwettergeschädigte wurde eine Beihilfe von 500 € gewährt, um für den Lebensunterhalt dringend benötigten Haushaltsbedarf zu ersetzen.
 
Top 3.  Unwetter vom 30.05.2016:
Nach dem Unwetter wurde eine Umfrage gestartet bei der die Betroffenen aufgefordert wurden, die entstandenen Schäden zu melden, um einen Überblick über das Ausmaß der Schäden zu erhalten.250 Briefe wurden an die Haushalte verteilt 75 Antworten sind danach in der Verwaltungsstelle eingegangen. 20 Teilnehmer haben mitgeteilt dass keine Schäden durch das Unwetter entstanden sind.
55. Schadensmeldungen gingen ein. Abgefragt wurde unter anderem, ob die Schäden durch Oberfächenwasser oder durch Rückstau aus der Kanalisation entstanden sind. Angaben zu der Schadenshöhe konnten ebenfalls gemacht werden. Ob eine Versicherung besteht und wenn, ob diese auch für die entstandenen Schäden aufkommt. Anhand der Rückmeldungen wurden die Schäden in eine Karte eingetragen und mit verschiedenen Farben nach der Schadensursache markiert. Der gesamte Schaden aller Privathaushalte in Untergriesheim beläuft sich auf ca. 280.000,00€. Anhand der Karte wurde deutlich, wo diesmal die größten Schäden entstanden sind
M. Mandel gab danach einen kurzen Überblick über das Einzugsgebiet des Wassers, das am Ende in den Haushalten schwere Schäden verursacht hatte. Anhand von Übersichtskarten, die nach dem Unwetter von 2008 angefertigt wurden, konnte anschaulich erklärt werden, wie groß das Einzugsgebiet ist, auf dem sehr große Regenmengen niedergegangen sind. In der Wetterstation in Heuchlingen wurden 165 l /m² gemessen. Das entspricht einer Wassermenge von 1650m³/ha, bei einem Einzugsgebiet von ca. 11ha oberhalb des Baugebiets Rabenäcker ergibt das eine Wassermenge von ca.18000m³. Nun kann man sich vorstellen wie viel Wasser die Böden aufgenommen und gespeichert haben. Positiv hat sich hier die Tatsache ausgewirkt, dass hier nur Getreide angebaut wurde. Dieses bremste den Wasserabfluss und so konnte sehr viel Wasser vom Boden aufgenommen werden. Die Schäden waren hier im Vergleich zum Unwetter von 2008 nicht so groß und betrafen nur wenige Haushalte. Aber diese Tatsache hilft den Betroffenen jedoch nicht weiter und kann auch nicht über die entstandenen Schäden, die in den betroffenen Haushalten beträchtlich waren, hinweg trösten. Denn, dies machte der Vorsitzende auch deutlich jeder Liter Wasser im Keller ist einer zu viel.
Anders sah es nördlich der Kressbacherstraße beim Amselbrünnle aus. Hier konnte die Kanalisation das Wasser nicht aufnehmen und so wurde die Brünnlestraße überschwemmt und in der Folge auch die Friedenstraße. Hier waren die Schäden am größten. Während in der Adlerstraße, Falkenstraße und in der Pfaustraße jeweils rechts und links der Brünnlestraße die ersten zwei bis drei Häuser mit Wasser aus der Kanalisation in Mitleidenschaft gezogen wurden, hatten die Anwohner der Friedenstraße Wasser von allen Seiten zu verkraften. Die Keller liefen sowohl mit Wasser aus dem Kanal, als auch mit Oberflächenwasser voll. Wasser, welches nicht wegen der kleinen Steigung am Ende zur Einmündung in die Kressbacherstraße abfließen konnte, bahnte sich seinen Weg durch die Gärten in Richtung Bahngleise und richtete auch dort großen Schaden an. Gleichzeitig ist der Pegel der Jagst innerhalb von eineinhalb Stunden von 1,05 m sehr schnell auf über 4,30m angestiegen und hat hier bei einigen Anwohnern Schäden durch überflutete Keller verursacht. Wenn man zugrunde legt, dass Untergriesheim eine Fläche von ca. 70 ha umfasst und davon ca. 80 % versiegelt ist, kommt eine Wassermenge, die sehr schnell abfließt von ca. 90000 m³ zusammen. Nun kann man sich ungefähr vorstellen warum Flüsse und Bäche so extrem schnell angestiegen sind. Hier sollten wir ein größeres Augenmerk darauf legen, Flächen mit wasserdurchlässigen Belägen auszubauen, um das Regenwasser etwas zurückhalten zu können. In der Sitzung wurde aber auch deutlich gemacht, dass wir sicherlich alle erdenklichen Maßnahmen treffen können, um Überschwemmungen zu verhindern, aber ob diese in Zukunft immer ausreichen werden, kann niemand vorhersagen. Die Natur lässt sich nicht immer vom Menschen beherrschen.
Bürgermeister T. Frey ergänzte, dass im gesamten Stadtgebiet wegen des Unwetters 300 Feuerwehreinsätze zu bewältigen waren. Unterstützt wurde die Feuerwehr durch Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Eppingen, Heilbronn, Offenau, Bad Wimpfen, vom THW aus Widdern, Weinsberg und Eberbach. Nach diesem Überblick wurde die Sitzung unterbrochen und die Zuhörer konnten Fragen stellen.

Frage: Wie viel Regen fiel bei dem Unwetter von 2008? Damals waren es 67,5 l/m² aber die Bedingungen waren andere. Der Boden war lange Zeit ausgetrocknet und konnte die große Wassermenge nicht aufnehmen und so ergoss sich das meiste Wasser in Richtung der Wohngebiete.
Frage: Reicht das vorgesehene Becken im Neubaugebiet Rabenäcker aus, um Schäden in Zukunft zu verhindern. Antwort von Herrn Feldmeyer: Das Volumen des Beckens kann nicht mehr beliebig erweitert werden, aber das Becken muss auch nicht das gesamte Oberflächenwasser des Einzugsgebiets aufnehmen. Ein Teil wird durch den Graben oberhalb des Baugebiets direkt in die Jagst abgeleitet. Das im Becken ankommende Wasser wird aus dem Regenrückhaltebecken sofort gedrosselt über einen Kanal im Baugebiet und in der Folge über einen Graben in die Jagst entwässert.
Welche Planungen gibt es für das Amselbrünnle? Nach dem Unwetter von 2008 wurde der Hochwasserschutz für Untergriesheim zunächst mit mehrerem Regenrückhaltebecken ( RRB ) geplant. Für das Becken beim Amselbrünnle wurde ein Fassungsvermögen von 3500 m³ berechnet, weil hier das Einzugsgebiet mit ca. 25 ha größer ist. Mit dem Bau könnte im Haushaltsjahr 2018 / 2019 begonnen werden, wenn das Baugebiet Rabenäcker 2017 erschlossen und das RRB Anfang 2018 fertig gestellt ist. Für den Bau der Schutzmaßnahmen wurde ein Antrag auf Zuschuss beim Regierungspräsidium gestellt. Die Höhe des Zuschusses beläuft sich auf ca. 700.000. €.
Frage: Kann die vorhandene Kanalisation das zusätzliche Wasser aus dem Baugebiet Rabenäcker aufnehmen? Herr Feldmeyer: Die Größe der Kanalisation ist richtig ausgelegt und bemessen, das Baugebiet Rabenäcker ist schon mit eingerechnet. Das Regenwasser wird separat aufgefangen und abgeleitet und belastet den Kanal nicht zusätzlich.
Frage: War die Bahnlinie betroffen?
Antwort Ortvorsteher: Die Bahnlinie war, außer von Verunreinigungen beim Bahnübergang, auf der Gemarkung von Untergriesheim nicht beeinträchtigt. Das Wasser, welches durch die Gärten in Richtung Bahnlinie abgeflossen ist, hat dort keine Schäden verursacht.
Frage: Ist der Einbau eines Vorfluters in Bereich Amselbrünnle sinnvoll? Herr Feldmeyer: Diese Anregung wird aufgenommen und geprüft.
Frage: Kann der Wasserabfluss durch die Bewirtschaftung der Grundstücke positiv beeinflusst werden? Die Landwirte sind bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen auch bestimmten Zwängen unterworfen, die sich aus der Fruchtfolge ergeben. Neben Getreide muss auch Hackfrucht, Zuckerrüben Mais Gemüse oder Leguminosen angebaut werden, um die Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten. Hackfrüchte haben aber kein so gutes Wasserrückhaltevermögen wie Getreide, werden aber häufig im Mulchsaatverfahren (ohne zu Pflügen) angebaut, was das Wasseraufnahmevermögen des Bodens positiv beeinflusst.

Ein besonderer Dank ging von den Zuhörern an die Feuerwehr Bad Friedrichshall, an die Abteilung Untergriesheim, das Technische Hilfswerk, den Baubetriebshof und an Egon Geiger für den Transport von Sandsäcken und Daniel Denninger, der mit Schlepper und Frontlader viel Erde und angeschwemmtes Holz abtranzportiert hat und natürlich an die vielen freiwilligen Helfer, die geholfen haben die Keller und Häuser von Schlamm und Wasser zu befreien.
Der Ortschaftsrat brachte im Anschluss sehr deutlich zum Ausdruck dass die Schutzmaßnahme RRB beim Amselbrünnle sehr zeitnah umgesetzt werden muss, um solche Schäden in Zukunft zu vermeiden. Bürgermeister Timo Frey und Herr Feldmeyer vom Tiefbauservice waren ebenso von der Notwendigkeit der zeitnahen Umsetzung des RRB Amselbrünnle überzeugt.
 
Top 4 :  Baugebiet Rabenäcker:
Zum Umlegungsverfahren müssen noch zwei Teilnehmergespräche geführt werden. Diese konnten aus terminlichen Gründen noch nicht stattfinden. Der Gemeinderat wird den Satzungsbeschluss fassen. Änderungen sind aber auch dann noch möglich. Die Umlegungsarbeiten können dann 2017 beginnen. Der Ortschaftsrat regt an, im Baugebiet genügend Fläche für den Bau von Eigentumswohnungen bereit zu stellen. Bisher sind hierfür 4 Grundstücke vorgesehen. Die Kosten pro m² Bauplatz werden sich voraussichtlich bei 200€ bewegen. Zu diesem Top. wurden keine Fragen aus dem Publikum gestellt.
 
Top 5 :  Verschiedenes
30 Km/h Beschilderung „Im Dorf“ Aus dem Ortschaftsrat wurde nachgefragt, wann die 30km/h Beschilderung im Rahmen des Lärmschutzprogramms vervollständigt wird. Da hier das Straßenbauamt zuständig ist, können zum zeitlichen Ablauf keine Angaben gemacht werden. Es wird bei der dafür zuständigen Stelle nachgefragt.
Pfütze in der Kurve beim Bahnübergang L 1096: Ebenfalls aus dem Ortschaftsrat kam die Anfrage wann die Absenkung beim Bahnübergang beseitigt wird. Der Vorsitzende erklärte, dass die Notwendigkeit der Reparaturarbeiten dem Straßenbauamt bekannt ist, aber über das weitere Vorgehen ist noch nichts bekannt. Es wird wieder einmal nachgefragt.
Infoveranstaltung Lärmschutzwand: Zum Planungsstand der Lärmschutzwand entlang der L1096 gibt es keine neuen Erkenntnisse. Ob die Lärmschutzwand evtl. direkt an der L1096 gebaut werden kann, wird derzeit vom Land geprüft. Bürgermeister Timo Frey erwartet aber keine zeitnahe Entscheidung.
Tempo 50 beim Wanderparkplatz L1096: Wegen des starken Querverkehr durch Wanderer und Inlineskater wurde vom Ortschaftsrat angeregt die Geschwindigkeit auf der L1096 bis nach der Einmündung in den Gemeinde Verbindungsweg nach Obergriesheim auf 50 Km/h zu begrenzen. Der Antrag wird der Verkehrsschau im Herbst vorgelegt.

Ortsvorsteher Michael Mandel bedankte sich bei allen Zuhörern für ihr Interesse und die vielen Fragen und Anregungen
 
Ende der öffentlichen Sitzung um 21:30 Uhr
 
Michael Mandel
Ortsvorsteher