Unwetter mit katastrophalem Ausmaß
Was man immer häufiger in Nachrichten über Katastrophale Unwetter - nah und fern - liest oder hört, wurde für viele Untergriesheimer am Freitagabend (30. Mai) zur schrecklichen Realität. In weniger als einer Stunde prasselten bis zu 70 Liter Regen und Hagel aus den rabenschwarzen Wolken herunter. Der Niederschlag suchte sich den raschesten Weg vom Berg ins Tal, weil die ausgetrockneten Böden kaum Wasser aufnehmen konnten. Von den frisch eingesäten oder bepflanzten Feldern, besonders im Bereich Ödheimer Berg und oberhalb des Kirchenwaldes wurde die lockere Oberschicht einfach mitgerissen und ins Tal geschwemmt.
Die Schlammassen nahmen ihren Weg vor allem über die jahrhundertealten natürlichen Abflüsse durch die sogenannte "Mandelsklinge" in den Amselweg, die "Schneidersklinge" in den Finkenweg oder vom Amselbrünnle in die Brünnlestraße. Außerdem ergossen sich wahre Schlamm- und Geröllfluten die Kressbacher Straße und die Schaufeläckerstraße hinunter. Während glücklicherweise viele Gebäude und Grundstücke verschont bleiben, wurden zahlreiche andere aufs Schlimmste verwüstet oder beschädigt.
Einerseits drangen die Sturzfluten in die Häuser ein, am Schlimmsten traf es dabei ein Wohnhaus in der Stauferstraße, wo beide Wohnungen im Erdgeschoss und Untergeschoss unbewohnbar gemacht wurden sowie wie die Gaststätte "Muth". Andererseits gab es einen Rückstau im Kanal, sodass besonders im vorderen Bereich der "Lücke" das Schlammwasser aus den Bodenablaufschächten in die Räume eindrang. Von der Katastrophe am stärksten betroffen waren Häuser im vorderen Bereich der Friedenstraße, im Feldlesweg, in der Lücke, Krummen Steige und eben in der Stauferstraße. Schon ehe von außen durch die Feuerwehr Hilfe kommen konnte, kämpften die Bewohner, zumeist großzügig unterstützt durch Nachbarn oder Freunde, gegen die Fluten und gegen die unvorstellbaren Schlammassen. Bis in die frühen Morgenstunden des Samstags versuchten die Feuerwehrleute der gesamten Stadt zunächst die Straßen und Eisenbahnlinie wieder passierbar zu machen oder überflutete Keller auszupumpen. Aber natürlich konnte nicht überall gleichzeitig geholfen werden.
Der Feuerwehrkommandant verschob kurzfristig seinen Start in den Urlaub, um den Einsatz zu leiten. Bürgermeister Dolderer brach seine Teilnahme an der Bürgerversammlung im Plattenwald ab, um sich selbst ein Bild von den Verwüstungen zu machen. Mehrere Kommunalpolitiker waren noch am Abend oder im Verlauf des Samstags vor Ort um sich selbst ein Bild zu machen, ob und wenn ja welche Maßnahmen nach dieser Katastrophe zu ergreifen sind. Allerdings ist jedem klar. Einen vollkommenen Schutz gegen ein Unwetter dieses Ausmaßes wird es nie geben. Noch lange werden viele Mitbürgerinnen und Mitbürger an den Folgen dieser Katastrophe zu tragen haben, bis alle Schäden im Haus und Gärten beseitigt sind. Für einige Landwirte wird das Unwetter zum Teil riesige Ertragsausfälle bringen, weil Anpflanzungen oder Einsaat einfach weggeschwemmt wurden.
Als erstes Fazit sei allen, die entweder von Berufs wegen (Feuerwehr) oder einfach als hilfsbereite Nachbarn im Einsatz waren im Namen der Geschädigten herzlich gedankt.